Eheringe sind mehr als bloßer Schmuck – sie symbolisieren das Versprechen ewiger Liebe und Treue. In vielen Religionen haben sie zudem eine tiefe spirituelle Bedeutung. Der Ring als geschlossener Kreis steht für die Unendlichkeit – eine Verbindung, die keinen Anfang und kein Ende hat. Doch jede Glaubensgemeinschaft interpretiert und gestaltet dieses Symbol auf ihre eigene Weise.
Christentum: Der Ring als Zeichen des heiligen Bundes
Im Christentum ist der Ehering ein Symbol für den heiligen Bund zwischen zwei Menschen – und zwischen dem Paar und Gott. Schon im Mittelalter wurde der Ringtausch Teil der kirchlichen Trauungszeremonie. Der Ring symbolisiert die unauflösbare Verbindung, die durch Gottes Segen geheiligt wird. In katholischen und evangelischen Trauungen ist der Ringtausch heute fester Bestandteil des Rituals.
Symbolik:
- Kreisform: Ewigkeit, unendliche Liebe
- Material: Gold als Symbol für Reinheit und Wertbeständigkeit
- Ort: Häufig an der rechten Hand (in katholischen Ländern wie Polen oder Österreich), in vielen anderen Ländern links
Judentum: Ein einfacher Ring mit tiefer Bedeutung
Im jüdischen Glauben ist der Ehering ebenfalls ein zentrales Element der Hochzeitszeremonie (Chuppa). Traditionell ist der Ring schlicht und aus purem Gold – ohne Gravuren oder Steine. Das soll die „reine“ Absicht der Ehe symbolisieren.
Besonderheiten:
- Nur der Mann übergibt der Frau einen Ring, mit den Worten „Mit diesem Ring bist du mir anvertraut nach den Gesetzen von Mose und Israel“.
- Der schlichte Ring steht für Klarheit, Offenheit und Ehrlichkeit in der Ehe.
Islam: Tradition statt religiöser Vorschrift
Im Islam ist der Ehering keine verpflichtende religiöse Vorschrift, aber eine weit verbreitete kulturelle Praxis. Oft tauschen Braut und Bräutigam während der Verlobung oder Nikah-Zeremonie (islamische Eheschließung) Ringe aus. In manchen Kulturen (z. B. der arabischen Welt oder der Türkei) werden Verlobungs- und Eheringe an unterschiedlichen Händen getragen.
Wichtig:
- Es gibt keine einheitliche religiöse Regelung zum Tragen von Ringen.
- Gold ist muslimischen Männern untersagt, daher tragen sie meist silberne Eheringe.
- Die Ehe gilt im Islam als Vertrag (Nikah) – der Ring kann als symbolische Bestätigung dieses Vertrags gesehen werden.
Hinduismus: Mehr als nur der Ring
Im Hinduismus ist der Ehering zwar mittlerweile üblich, aber nicht das zentrale Symbol der Ehe. Stattdessen stehen der Mangalsutra (eine spezielle Halskette), Armreifen oder Zehenringe (Bichiya) im Mittelpunkt der Hochzeitsrituale. Dennoch gewinnt der Ehering durch den westlichen Einfluss zunehmend an Bedeutung.
Religiöse Deutung:
- Schmuck hat im Hinduismus spirituelle und schützende Wirkung.
- Der Ehering ist ein zusätzliches Zeichen der Bindung – jedoch kein religiöses Muss.
Buddhismus: Fokus auf Achtsamkeit, nicht auf Symbole
Im Buddhismus liegt der Fokus weniger auf äußeren Zeichen als auf der inneren Haltung. Die Ehe wird eher als spirituelle Partnerschaft gesehen. In buddhistischen Hochzeiten (z. B. in Japan oder Tibet) kann der Ring eine Rolle spielen, ist aber kein zentrales religiöses Element.
Wertvorstellungen:
- Respekt, Mitgefühl und Gleichmut sind die Grundlagen einer Ehe.
- Der Ring symbolisiert bei buddhistischen Paaren häufig die Verbundenheit auf dem Weg zur Erleuchtung.
Fazit
Der Ehering ist in vielen Religionen ein kraftvolles Zeichen für Liebe, Treue und den heiligen Charakter der Ehe. Auch wenn sich die Form, das Material und das Ritual unterscheiden, bleibt die Kernbotschaft gleich: Zwei Menschen geben sich ein Versprechen – oft vor Gott und der Gemeinschaft – das ein Leben lang halten soll.